Platt reden oder teetrinken? , © Fotolia // Marco2811
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Platt re­den oder Ost­frie­sen­tee trin­ken?


Wer in Ostfriesland Urlaub macht, kommt um das Nationalgetränk der Ostfriesen nicht umhin: den Ostfriesentee. Wussten Sie, was es dabei mit Kluntjes, Wölkchen und dem Ostfriesenrecht auf sich hat? Und wie gut verstehen Sie eigentlich „Plattdüütsch“? 

OSTFRIESISCHE TEEKULTUR

Schon früher sind die Familienmitglieder zum Teetrinken zusammengekommen und haben die gemeinsame Zeit zelebriert – und auch heute ist es in Ostfriesland üblich, einem Gast bei Ankunft eine Tasse Tee anzubieten. Typischerweise besteht der Ostfriesentee aus einer Mischung von bis zu zehn Assam-Teesorten, die einen sehr dunklen, kräftigen Tee ergibt. Serviert wird das aromatische Getränk mit Kluntjes, Stücke von braunem oder weißem Kandiszucker, gerne im Porzellan „Ostfriesenrose“.
Dann wird der Tee eingegossen – durch den Kandis hört man es knistern. Zum Schluss wird mit einer winzigen Kelle die Sahne aufgetragen – gegen den Uhrzeigersinn versteht sich, um die Zeit anzuhalten. Durch die Sahne ergibt sich dann das bekannte „Wulkje” (Sahnewölkchen). 

Teetrinken ist Schichtarbeit

Der Gastgeber schenkt sich immer die erste Tasse ein, um zu gucken, ob der Tee auch gut geworden ist. Dann dürfen auch die Gäste den Tee genießen. Drei Tassen Tee sind „Ostfriesenrecht“. Beim Trinken ist Schlürfen erlaubt – der Tee wird auch nicht umgerührt, man genießt jede der drei Schichten des Tees: erst die Sahne, dann den Tee, dann die Süße des Kandis. Auch der Löffel hat bei der Teezeremonie eine besondere Bedeutung. Er ist nicht zum Umrühren gedacht, sondern zeigt dem Gastgeber an, dass man nicht mehr Tee nachgeschenkt haben möchte. Wer also nach der dritten Tasse nicht den Löffel in die Tasse gestellt hat, der bekommt unaufgefordert immer wieder Tee nachgeschenkt.

Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken, 300 Liter trinkt man hier durchschnittlich pro Kopf im Jahr. Im Laufe der Jahrhunderte ist in Ostfriesland eine echte Teekultur entstanden. 2016 wurde die ostfriesische Teezeremonie sogar in die UNESCO Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen. In zahlreichen Teestuben in Ostfriesland kann man die berühmte ostfriesische Schwarztee-Mischung genießen und im ostfriesischen Teemuseum in Norden oder Leer Wissenswertes vom Anbau der Teepflanze bis hin zur Herstellung der berühmten ostfriesischen Mischung erfahren.
 


EINZIGARTIGE SPRACHE

So einzigartig wie die Landschaft im Norden ist auch die Sprache. Überall in Niedersachsen leben „Plattsnacker“, ob Oldenburger Platt, Ostfriesisches Platt oder Nordhannoversches Platt – sechs verschiedene Dialekte vom „Plattdüütsch“ werden in Norddeutschland gesprochen. Auch das ist ein wichtiger Teil der Kultur.

Bei einem Urlaub in Niedersachsen können Sie mehr über die Geschichte des Plattdeutschen erfahren und selbst lernen einige Wörter auf Platt zu sprechen. 

Ziemlich platt: Plattdeutsche Redensarten

Das Plattdeutsche ist bekannt, für seine in wenige Worte gefassten Lebensweisheiten. Viele Redensarten und Sprichwörter auf Platt sind sehr unterhaltsam, auf hochdeutsch übersetzt verlieren sie jedoch oft ihre eigentliche Bedeutung. 

Das Plattdeutsche ist schlicht und oft auch etwas deftig. Schimpfen auf Platt hört sich jedoch gar nicht so schlimm an und ist oft auch gar nicht wirklich böse gemeint. So hört sich „töffelig“ doch viel netter an als die hochdeutsche Übersetzung dumm. Die Sprüche ziehen oft ein Schmunzeln nach sich. Wer beispielsweise sagt: „de is dörnanner as ´n Büddel Tabak“ würde im Hochdeutschen wohl eher nicht sagen: „der ist durcheinander wie ein Beutel Tabak“, sondern eher: „er ist zerstreut“.
 

DA BIST DU PLATT!