Bad Zwischenahn darf sich mit dem Titel „Moorheilbad“ schmücken, denn das Moor wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Gegen welche Beschwerden hilft das Moor – und wie?
Was bis zum Bau der Eisenbahnlinie Oldenburg-Leer ein regionaler Geheimtipp war, wurde ab 1869 einer rasch wachsenden Öffentlichkeit zugänglich: Zwischenahn, die Perle des Ammerlandes am Ufer des Zwischenahner Meeres, wurde zum Treffpunkt von Kurzweil- und Erholungssuchenden aus allen umliegenden Herzogtümern. Das Moor hatte zu dieser Zeit noch keine große Bedeutung. Das kam erst im Jahr 1934, als ein Zwischenahner Arzt Moorproben aus dem Kayhauser Moor analysieren ließ und herausfand, dass unser „Schwarzes Gold“ für viele medizinische Heilanwendungen hervorragend geeignet sei, insbesondere gegen rheumatische Beschwerden.
Damit wurde der Grundstein gelegt für das moderne Moorheilbad Bad Zwischenahn. 1964 erhielt Bad Zwischenahn die staatliche Anerkennung als Moorheilbad. Aus den ersten Moorbädern wurde ein professioneller Kurbetrieb. Die Kurbetriebsgesellschaft Bad Zwischenahn hat ein eigenes Abbaugebiet im Kayhauser Moor. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 400 Mooranwendungen täglich in der Kurklinik verabreicht. Für die Wannenbäder und Packungen wird das angelieferte Moor nur grob zerkleinert, mit etwas Wasser angereichert und erhitzt. Das genutzte Moor wird durch eine Pipeline wieder zurück ins Moor geleitet. Es wird der Natur wieder zurückgegeben.
Kein Wunder also, dass direkt am Ufer des Zwischenahner Meeres verschiedene Kurbetriebe liegen: das REHA-ZENTRUM AM MEER, das Gesundheitszentrum am Meer sowie das Wellenbad mit Saunalandschaft und Wellness-Dorf am Meer. Was ist so besonders an den Einrichtungen, warum sind sie so beliebt?
Viele Reha-Patienten leben im städtischen Umfeld und genießen während der Rehabilitation die ländliche Lage der Kureinrichtungen. Bad Zwischenahn am Meer punktet hier mit seiner reizvollen Landschaft, die einen erholsamen und aktiven Reha-Aufenthalt ermöglicht. Attraktiv ist auch die leichte Erreichbarkeit aufgrund der guten Verkehrsanbindung per Auto oder Bahn. Die Lage der Einrichtungen ist für viele Patienten auch ein Auswahlkriterium: direkt am Zwischenahner Meer, in unmittelbarer Nähe zum Kurpark, aber auch in zentraler Ortsnähe.
Der Patient genießt am Zwischenahner Meer eine Therapie mit hohem medizinischen Standard in einem modernen Kurort mit ländlichem Flair.
Dunkelbraun und matschig: Moor wurde bereits in der Antike für seine Wirkungen geschätzt. Schließlich hat es auch einen positiven Effekt auf die Haut und entspannt nachhaltig dadurch, dass es die Wärme extrem lange speichert. Gibt es in Bad Zwischenahn auch Moor-Wellness-Anwendungen?
Natürlich! Im Wellnessdorf am Meer können die Gäste im Moorbad entspannen – bei Kerzenschein und sanfter Musik können Sie spüren, wie sich der Körper langsam erwärmt und die Muskulatur sich entspannt. Oder wie wäre es mit einer Rubbelmassage mit Moorseife, die die Haut von abgestorbenen Hautzellen befreit, die Durchblutung fördert und eine glatte und seidige Haut hinterlässt. Eine Moorpackung im Dampfbad dringt hingegen tief in das Körpergewebe ein und erzeugt eine gleichmäßige Wärme. Oder die Gäste lassen sich mit einer Moorstempelmassage verwöhnen, die Blockaden und Verspannungen lösen kann und durch die angenehme Wärme herrlich entspannend wirkt. Ein einzigartiges Erlebnis für Körper und Geist!
Sie führen Interessierte regelmäßig auf einem 1,5 km langen Rundweg durchs Moor. Sie erzählen vom Leben im Moor früher und heute, von der Einzigartigkeit dieser Naturlandschaft und von einer Moorleiche – was hat es damit auf sich? Was beeindruckt die Besucher am meisten, was lieben Kinder?
Oh schaurig ist`s übers Moor zu gehen... Die Kurbetriebsgesellschaft Bad Zwischenahn ist Eigentümerin von ca. 32 ha Moorfläche im Kayhauser Moor. Im vorderen Bereich des Lüneborger Dammes/Ecke Sonnentauweg haben wir eine Infotafel erstellt, um interessierten Gästen zeigen zu können, wie unser Hochmoor entstanden ist. Auf dem Gelände wird erklärt, wo Moor abgebaut wird, für unsere Klinik und Moorbäder- und Packungen.
Wir erleben die Bodenstation Moor, wo man 7000-8000 Jahre die Moorschichten an der gestochenen Moorwand zurückverfolgen kann. Es ist beeindruckend, wenn bei den Führungen humorvoll gezeigt wird, wie in früheren Jahren im Torfspitt die Torfsoden mit speziellem Torfgeschirr geborgen wurden, welche als Heizmaterial für die Haushalte dienten. Bei dem zweistündigen Rundgang sehen wir auch den Standort des Moorleichenfundes des „Kayhauser Jungen“. Vor ca. 2500 Jahren wurde hier im Moor ein ca. 14 Jahre alter Junge im Moor versenkt, der 1922 beim Torfgraben gefunden wurde. Wir gehen weiter über wunderschöne Heideflächen, wo die unberührte Natur des Kayhauser Moores erklärt wird.
Auch ist unser Moor ein wichtiger außerschulischer Lernort für die kleinen „Moorfans“, an dem anschaulich vor Ort das Moor in seinem Aufbau und seiner Bedeutung erlebbar gemacht wird. Es bietet Schülerinnen und Schülern einen Einblick in das Ökosystem Moor mit seiner faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt. Die Teilnehmer haben bei Erkundungen die Möglichkeit, das Moor direkt zu erleben, diesen extremen Lebensraum selbst zu erkunden und dessen besondere Schutzwürdigkeit und biologische Vielfalt wahrzunehmen.
Bei der Führung wird außerdem der „Ammerländer Löffeltrunk“ zelebriert und selbst gebackener „Torfsoden” gekostet. Was genau sind diese beiden typischen Produkte?
In früheren Zeiten war beim Torfgraben immer ein Schnaps dabei. Was so harte Sachen sind, die trinkt man bei uns in Erinnerung an alte Zeiten aus dem Zinnlöffel. Da man damals die rechte Hand immer wehrhaft bereithalten musste, nahm man den Löffel in die linke Faust. Nachdem eingeschenkt war, gab es einen feierlichen Trinkspruch:
- Im Wechsel - Ik seh di! Dat freit mi! Ik sup di to! Dat do! Prost!
- Ik heb di tosopen! Hest´n Rechtn dropen! So hebt wi dat immer dan! So schalt ok wieter gon!
Dass ich bei den Führungen selbstgebackene Torfsoden reiche, soll ein Gag sein. Es sind eine Art Brownies. Diese Idee kommt bei den Gästen immer gut an.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass keine Gästeführung, ob auf Hochdeutsch oder Plattdeutsch, der anderen gleicht. Auch nach sieben Jahren muss man sich auf jede Führung besonders vorbereiten, damit es für den Gast eine Freude und ein besonderes Erlebnis wird, und die Moorführung bei ihm noch lange in guter Erinnerung bleibt.
Stand: September 2020