Licht und freundlich ist der Hildesheimer Dom nach seiner Renovierung geworden – ein Ort für die Menschen von heute. Die einzigartigen mittelalterlichen Kirchenschätze der Stadt kommen seitdem noch besser zur Geltung. Es macht Freude, dort zwischen Gegenwart und Vergangenheit spazieren zu gehen …
Der Mann war hochgebildet und innovativ. Und er wusste, wen man fragen musste, wenn man etwas Außergewöhnliches haben wollte. In diesem Fall war das eine kunstvolle Bronzetür, die den Dom schmücken sollte. Bischof Bernward hat sie in Auftrag gegeben und 1015 der Stadt gestiftet. Mehr als 1000 Jahre später – der Mann ist längst heilig gesprochen – steht man staunend vor dieser Bernwardtür, wie sie heute heißt. 16 biblische Szenen sind auf den beiden fast fünf Meter hohen Flügeln zu sehen, die jeweils etwa 1,8 Tonnen wiegen und aus einem Guss sind: die Erschaffung des Menschen, Schuld und Sünde, schließlich die Erlösung des Menschen durch Jesus´ Geburt und der Besuch der Heiligen Drei Könige im Stall sind einige der Themen. Ein weiter erzählerischer Bogen wird gespannt, in dem die Orte nur flache Reliefs sind, während die Figuren skulptural hervortreten. Fast modern wirkt die doppelflügelige Tür, ausdrucksstark, wie aus der Zeit gefallen. Ihre Herstellung jedenfalls wäre auch heute noch eine technische Herausforderung, und wer der Künstler war, der das vollbracht hat, weiß man nicht. Das bleibt Bernwards Geheimnis. Zu den wichtigen kirchlichen Festen wird die Tür geöffnet, dann betreten die kirchlichen Amtsträger durch sie den Dom. Der normale Eingang ist heute aber eine kleine, eher unscheinbare Seitentür.