Dort wo Meer und Land an Niedersachsens Nordseeküste aufeinandertreffen, hat die Natur einen einzigartigen Lebensraum geschaffen: das Wattenmeer. Zweimal am Tag zieht sich das Meer soweit zurück, dass der Meeresboden, das Watt, freiliegt. Nirgendwo sonst auf der Erde fällt eine vergleichbar große Fläche zeitweilig trocken. Dieser Naturraum ist so besonders, dass die UNESCO ihn 2009 zum Weltnaturerbe erklärt hat.
Das Wattenmeer steckt zudem voller Leben und bietet unzähligen Tieren sowie Pflanzen, die sich auf diese Lebensbedingungen spezialisiert haben, eine Heimat. Für das Ökosystem von zentraler Bedeutung sind die sogenannten „Small Five“: Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke und Nordseegarnele. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Millionen von Zugvögeln, die jedes Jahr zur Brut oder Rast das Wattenmeer besuchen. Der Seehund ernährt sich hingegen vom Fisch und sonnt sich mit Vorliebe auf einer Sandbank.
Mitten im Wattenmeer liegen die sieben Ostfriesischen Inseln mit Sandstränden, Dünen und Salzwiesen. Letztere werden immer wieder vom Meer überflutet, weshalb hier nur Pflanzen wachsen, die mit dem hohen Salzgehalt im Wasser und Boden zurechtkommen. Um diesen einzigartigen Naturraum zu erhalten, wurde das niedersächsische Wattenmeer 1986 als Nationalpark ausgewissen.
Die Deiche an der Küste schützen die Menschen am Festland gegen die Kräfte der Nordsee und bilden eine Grenze, sie trennen das Watt vom Marschland. Als Marsch wird das flache Land hinter den Deichen bezeichnet, dessen Boden aus vom Meer oder von Flüssen angeschwemmten Sedimenten besteht. Charakteristisch für die Marsch sind Entwässerungskanäle und Pumpwerke. Ohne diese könnte das fruchtbare Land nicht für die Landwirtschaft genutzt werden: Kühe und Schafe prägen vielerorts das Bild. Das Alte Land um Stade zählt hingegen zu den größten Obstanbaugebieten Mitteleuropas.