Niedersachsens südlicher Zipfel liegt eingebettet zwischen Harz, Solling, Leine und Weser. Neben Märchen- und Sagengestalten und hübschen Fachwerkstädtchen gibt es hier auch kulinarisch einiges zu entdecken – von traditionellen Gerichten wie Grünkohl und Peker über Bier und Salz mit Geschichte bis hin zu jungen Konzepten. Was ist typisch für die Region und was kommt hier Besonderes zu essen und zu trinken auf den Tisch? Kommen Sie mit auf einen kulinarischen Roadtrip durchs südliche Niedersachsen.
Göttingen: Traditionsreiches Salz und Baumkuchen
Das Wochenende in Südniedersachsen startet in Göttingen. Die Universitätsstadt mit ihrem Gänseliesel ist die bekannteste Stadt der Region. Was viele nicht wissen: Unweit der Innenstadt befindet sich Europas einzige noch existierende Pfannensaline. Hier wird wie vor hundertfünfzig Jahren traditionell Salz produziert. Es kommt als konzentrierte Sole aus 450 Metern Tiefe ans Tageslicht und im Rahmen von Führungen wird gezeigt, wie aus dieser Sole Salz wird. Das Luisenhaller Tiefensalz ist ein beliebtes Mitbringsel und auch ich packe es in meinen Einkaufskorb. Mein Tipp: Zur Saline Luisenhall gehört auch ein Badehaus und dort im Natursolebad lässt es sich herrlich entspannen.
Bevor es für mich weitergeht, probiere ich aber noch eine weitere Göttinger Spezialität. Cron & Lanz zählt mit seinen bald 150 Jahren zu den traditionsreichsten Konditoreien Südniedersachsens und ist neben den feinen Torten und Pralinen vor allem für seine Baumkuchen bekannt. Ich lasse mir bei einem Tee die gefüllte Baumkuchentorte nach altem Hausrezept schmecken und nehme natürlich noch ein Packung Baumkuchen für Zuhause mit.
Nörten-Hardenberg: Korn mit Geschichte
Das Örtchen Nörten-Hardenberg ist nur eine zehnminütige Fahrt von Göttingen entfernt und bietet ebenfalls einiges an Tradition. Im Mittelpunkt steht die 1.000-jährige Burgruine, die sich bereits seit Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz der Familie von Hardenberg befindet. Weit über den kleinen Flecken hinaus bekannt und eine der Spezialitäten aus Südniedersachsen ist der Hardenberg Korn mit dem Keilerkopf. Die im Jahr 1700 gegründete Kornbrennerei wurde in den vergangenen Jahren durch die moderne Hardenberg Distillery erweitert. Neben dem traditionsreichen Korn werden hier heute auch Whiskey und Gin produziert. Im Rahmen einer Führung bekomme ich Einblicke hinter die Kulissen der Produktion, komme an alten Eichenfässern und den neuen Kupferbrennblasen vorbei und könnte bei einem Tasting die verschiedenen Spezialitäten sogar probieren.
Für mich geht’s anschließend noch weiter und so fällt das Probieren aus. Stattdessen mache ich noch einen Spaziergang durch den Gräflichen Landsitz und den herbstlichen Schlosspark. Wer doch probieren und nach all dem Hochprozentigen nicht weiterfahren möchte: Das Hardenberg Burghotel bietet sich als Fünf-Sterne-Haus für eine Übernachtung im historischen Ambiente an.
Einbeck: Biertradition und Senf
Historisch geht es auch in Einbeck weiter. Die Stadt ist wegen ihres bestens erhaltenen Fachwerks bekannt und so mache auch ich zum Start einen kleinen Stadtbummel. Mein Ziel liegt nämlich mittendrin im historischen Zentrum: das Einbecker Brauhaus. Im Rahmen einer Brauereiführung lassen sich die alten Gewölbe entdecken. Im Brauhaus geht’s vorbei an der Sudpfanne und der Filtration bis in die Abfüllung. Hier kommt das Einbecker Bier in die Flaschen. Bekannt ist die Stadt für ihr Bockbier und das kann natürlich überall in der Stadt probiert werden. Ich mache das im Brodhaus am Marktplatz. Im ältesten Wirtshaus Niedersachsens kommen beim Biertasting fünf frisch gezapfte Sorten auf den Tisch. Anschließend laufe ich auf dem Bierpfad durch die Innenstadt und erfahre noch einiges Wissenswertes über Einbeck und sein Bier. Übrigens: Auch Till Eulenspiegel hat sich als Bierbrauer probiert. An seine Geschichten erinnert der Brunnen auf dem Marktplatz.
Einbeck ist nicht nur für sein Bier, sondern auch für den Senf bekannt. Die Einbecker Senfmühle liegt ebenfalls in der historischen Altstadt. Seit 2010 schließt sie an die Produktion im Steinmalverfahren an, mit dem schon von 1923 bis in die Fünfziger Jahre in Einbeck Senf produziert wurde. Ich probiere mich durch die verschiedenen Sorten und packe ein Glas Bockbiersenf in meinen Einkaufskorb.
Boffzen: Bio-Öle aus dem Solling
Nächster Halt ist das kleine Örtchen Boffzen im Landkreis Holzminden, das kurz vor Höxter direkt an der Weser und der Grenze zu Nordrhein-Westfalen liegt. Seit inzwischen 25 Jahren produziert die Familie Baensch hier in ihrer Ölmühle Solling Bio-Speiseöle und Feinkostartikel. Ich stöbere durch den Mühlenladen und packe ein Fläschchen Bärlauch Würzöl in meinen Einkaufskorb. Sowohl der Bärlauch als auch das Rapsöl stammen von Bio-Betrieben aus dem Weserbergland. Es trägt deshalb auch das Qualitätssiegel „Echt!“ der Solling-Vogler-Region, das traditionelle und regionaltypische Produkte erhalten. Schon mehrfach wurden die Produkte der Ölmühle Solling außerdem als Kulinarischer Botschafter Niedersachsen ausgezeichnet.
Bodenfelde: Zeitreise mit Auerochsen
Nächster Halt auf meinem kulinarischen Roadtrip durch Südniedersachsen ist Bodenfelde. In den Wäldern rund um das Weserörtchen läuft seit 2000 eines der größten Projekte seiner Art in Deutschland. Damals wurden hier im Naturpark Solling-Vogler Heckrinder und Exmoor-Ponys ausgesetzt, um ihnen wie in früheren Jahrhunderten die Pflege des Eichenwaldes zu überlassen. Die Heckrinder sind Rückzüchtungen des im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen und leben hier nun im über 200 Hektar großen Hutewald. Besucher können auf verschiedenen Wegen durch den über 250 Jahre alten Wald wandern und entdecken mit etwas Glück eines der etwa 60 Tiere.
Das Fleisch, das durch die Haltung im Hutewald und auf den kräuterreichen Weiden ganz besonders schmeckt, kann von September bis November während der Ochsenwochen probiert werden. Dann haben verschiedene Gasthäuser und Fleischereien der Region diese seltene niedersächsische Rindfleischspezialität auf der Karte. Ich kaufe bei der Landfleischerei Schafft in Bodenfelde Auerochsen-Salami und Auerochsen-Schinken zum Probieren ein.
Uslar: Pekeressen und Grünkohl mit Bregenwurst
Letzter Stopp auf meinem kulinarischen Roadtrip durch Südniedersachsen ist schließlich das Sollingstädtchen Uslar. Die kulinarische Spezialität des Ortes ist Peker, ein einfaches Gericht aus gebackenen Kartoffeln, frischem Mett und Zwiebeln. Das ursprüngliche Arme-Leute-Essen ist heute Anlass für den Pekermarkt in der historischen Altstadt, der jedes Jahr im September stattfindet. Dann können Sie an verschiedenen Ständen das traditionelle Gericht der Region probieren.
Ich bin ein bisschen spät dran fürs Pekeressen und entscheide mich stattdessen für eine andere klassische niedersächsische Spezialität. Grünkohl steht im Herbst und Winter fast überall im Norden auf der Speisekarte. Hier im Solling wird er allerdings statt mit dem ansonsten in Niedersachsen üblichen Pinkel oder Kassler traditionell mit Bregenwurst serviert. Ich lasse mir das deftige Winteressen schmecken und damit meinen kulinarischen Roadtrip durch Südniedersachsen ausklingen.
Sie haben Lust bekommen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen? Auf Instagram finden Sie die Tour in Bildern und zahlreiche weitere Tipps. Viele der genannten Betriebe und Anbieter haben sich außerdem unter dem Label Kostbares Südniedersachsen zusammengeschlossen. Auf der Website des Verbands finden Sie noch viele weitere kulinarische Ideen für einen Besuch im südlichen Niedersachsen und einen Überblick der Produkte und Spezialitäten aus der Region.
Auf ihrem Reiseblog My Happy Places nimmt Britta die Leser mit zu ihren Lieblingsplätzen rund um den Globus. Ob Kurzurlaub, Städtereise, Roadtrip oder Mikroabenteuer vor der Haustür – die Geschichten auf My Happy Places dienen zur Inspiration und bieten außerdem zahlreiche Ideen und Tipps für die nächste eigene Reise.