Ein Ur­wald im Her­zen Nieder­sachsens


Ein weiteres Qualitätsmerkmal des Ith-Hils-Weges ist die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder durch die er führt. Das wird mir vor allem an diesem dritten Wandertag bewusst, der mich von Coppenbrügge bis nach Holzen durch das Naturschutzgebiet Ith führt. Das etwa 6000 Fußballfelder große Naturjuwel mitten in Niedersachsen ist das größte Kalkbuchen- und Schluchtwaldgebiet im Bundesland. Was etwas sperrig klingt, ist tatsächlich so etwas wie echte Wildnis – sozusagen ein Urwald mitten in Europa. Buchenwälder wie im Ith gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen weltweit, in Deutschland steht etwa ein Viertel des Gesamtvorkommens. Allerdings gibt es auch bei uns nur sehr wenige alte, naturnahe Buchenwälder mit Urwaldcharakter. Genauer gesagt existieren sie nur noch auf 0,16 Prozent der Waldfläche.

Mich faszinieren diese unter Schutz stehenden ursprünglichen Buchenwälder wie im Ith. Neben gesunden bis zu 300 Jahre alten Baumriesen wirkt alles auch ein bisschen unordentlich und wild. Jeder vor sich hin rottende abgestorbene Baumstamm ist von enormer Bedeutung für die Artenvielfalt. Er ist zum Beispiel für „meinen“ Buntspecht wie ein reich gedeckter Tisch voll mit Insektenlarven. Hunderte Pilze zersetzen jahrelang das Holz und Wissenschaftler wiesen über tausend Käferarten im Totholz nach. Ob Pilze, Flechten, Moose, Ameisen, Schmetterlinge oder Bienen – für sie alle ist Alt- und Totholz eine wichtige Lebensgrundlage.

Zusammen mit Felsen, Klippen und Höhlen, Quellen und Bachläufen bieten die Wälder entlang des Ith-Hils-Weges tausenden Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause – sogar Wildkatzen haben sich dieses Gebiet zurückerobert.