Das Schloss Ippenburg und seine Gärten versprühen einen ganz eigenen Zauber. Wie viele Besucher kommen denn pro Jahr?

Zu den Festivals und an den geöffneten Sonntagen kommen jährlich ca. 50.000 Besucher.

Und wie viele Menschen arbeiten hier?

In der Hauptsaison sind des ca. zehn Arbeitskräfte – ganzjährig sind des drei feste Arbeitskräfte.

Sie leben hinter 600 Jahre alten Schlossmauern. Wie fühlt sich das an?

Die Schlossmauern stammen aus dem Jahr 1865 – ganz so alt sind sie also zum Glück nicht. Der Familiensitz ist allerdings schon fast 700 Jahre alt- und das bedeutet Verpflichtung, Herausforderung, Last und Lust in gut ausgewogenem Maße.

Welchen können Sie als Ihren Lieblingsgarten bezeichnen?

Ganz klar den Küchengarten, dann die Wildnis und den Schlossgarten, mein “ganz neues Projekt”.

Ihre Leidenschaft zum Gärtnern zeigt sich (auch) in der Pracht und Vielfalt Ihres Küchengartens, dem Größten seiner Art in Deutschland. Von Tomaten über Trüffel bis Tee entfaltet sich ein wahres Paradies auf Erden. Was wächst hier eigentlich noch nicht und ist vielleicht in Planung?

Ganz neu ist in diesem Jahr der Heilkräutergarten und der Slow Flower Schnittblumengarten. Ein exklusiver Gewürzgarten soll noch dazukommen.

Die Schätze Ihres Küchengartens werden von Spitzenköchen auf Teller gezaubert und von einer Floral Designerin in blühende Phantasien verwandelt. Wie inspirierend!

Ja, diese Zusammenarbeit inspiriert und lässt immer neue Ideen entstehen und wachsen - im wahren Wortsinne!

In diesem Reich der Blumen, Kunst und Gastronomie findet sich also gelebte Schlosstradition?

Zu jedem Schloss gehörte früher ein Küchengarten, ein Rosengarten, ein Schnittblumengarten – also: alles findet man in Ippenburg. Und dennoch – es ist mehr als nur gelebte Tradition – es ist ein ganz neuer Wurf! Leidenschaft und Erfahrung kommen da zusammen.

Sie sind die Vorreiterin des deutschen Gartenfestivals, was empfinden Sie bei diesem Titel?

In Anbetracht der Tatsache, dass wir heute weit mehr als 400 Gartenfestivals in Deutschland haben, und dass sich das in nur 25 Jahren entwickelt hat, kann einem dabei schon schwindelig werden. Ich bin sehr gespannt, wie sich dieser Markt entwickeln wird nach der Vollbremsung durch Corona.

Seit über 20 Jahren veranstalten Sie das große Schloss- und Gartenfestival, das aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr leider nicht stattfinden kann. Was bedeutet dieses Festival für Sie und wie erging es Ihnen hiermit in diesem Jahr?

Erst war da eine Art Schockstarre. Ein “kleines Lebenswerk” einfach so ausgeschaltet – aus – vorbei. Dann musste gehandelt werden. Kurzarbeit für feste Mitarbeiter, Absage an alle Saisonkräfte. Dann die Frage: was wird, wenn im Sommer doch eine Gartenöffnung möglich wird? Oder gar ein Festival? Es folgten zwei Monate mit einem 8-10 Stunden Tag im Garten, gemeinsam mit einer Nachbarin, um zumindest den Küchengarten vorzubereiten. Nun, da klar ist, dass wir ab 11. Juni die Gärten öffnen können, wird die Kurzarbeit beendet und ein paar Saisonkräfte werden aktiviert. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren! Das Herbstfestival und das vorweihnachtliche Brocantefestival stehen zur Zeit noch auf der Liste der möglichen Veranstaltungen – wir fahren auf Sicht und freuen uns, das wir ab Juni an allen Sonntagen bis Mitte September Besuchern die Ippenburger Gartenpracht zeigen können.

Außerhalb des Schloss-Ambientes gibt es ja noch weitere Highlights im Osnabrücker Land zu entdecken. Wann wanderten Sie denn zum letzten Mal über den Baumwipfelpfad in Bad Iburg?

Der Baumwipfelpfad ist eine tolle Sache – aber ganz ehrlich: ich habe Höhenangst. Während der Gartenschau in Bad Iburg habe ich mit Lust die Gärten angeschaut und den Wipfelpfad erstmal auf später verschoben – aus dem "später" ist zur zeit noch nichts geworden – aber: irgendwann mache ich es! Versprochen!

Das Waldbaden hätte auch von Ihnen erfunden worden sein können.

Ja, eine lustige Erfindung ist das! Jeder Gang über unsere wunderschöne Waldinsel ist das perfekte Waldbaden. Wenn ich morgens die Blumensträuße für die Wiehen-Buchhandlung in Bad Essen schneide, absolviere ich so regelmäßig mein tägliches “Waldbaden”.

Wir gehen von der Natur zur Kultur: Die Dauerausstellung im Felix-Nussbaum-Haus des Museumsquartiers ist ein Beitrag, das historische Erbe des Jüdischen Malers Nussbaum zu bewahren. Was macht diese Ausstellung in Ihren Augen so bedeutsam?

Felix Nussbaum ist zuallererst ein ganz großartiger Maler. Viele seiner Bilder haben eine Qualität, die sich mit den großen Malern messen kann. Die Inhalte seiner Bilder spiegeln auf zum Teil subtile, melancholische und ironische Weise die schreckliche Zeit wider, in der er lebte und die ihn tötete – und sie erzählen zum Teil auch ganz konkret von den Umständen unter denen das alles geschah. Osnabrück kann stolz sein, diesen Fundus zu haben und das Museum des Architekten Libeskind ist ein kongenialer Bau!

Sie studierten Geschichte, Kunstgeschichte und Malerei. Da könnte man sich fragen: Warum finden Sie grade im Garten Ihre Passion?

Garten, Malerei, Kochkunst und allgemein die Beschäftigung mit Schönheit und Genuss gehören immer zusammen. Viele Maler waren Gärtner. Viele Gärtner wollten eigentlich Maler werden – ich übrigens auch.

Viele Maler und Gärtner kochen auch gern – das ist ein runde Sache, oder?!

 

Stand: Juni 2020