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Vechtetalroute

Wo Landschaft und Kunst aufeinandertreffen

Die Vechtetalroute ist ein 223 Kilometer langer Radweg, der von der Vechtequelle im münsterländischen Darfeld bis ins niederländische Zwolle führt, wo die Vechte in den Fluss Zwarte Water mündet. Wir haben uns den niedersächsischen Teil der Strecke zwischen den Dörfern Ohne und Laar vorgenommen, der in zwei Tagen locker zu bewältigen ist. 

Das Licht der Sonne fällt durch die Blätter und zaubert einen Teppich aus tanzenden Lichtflecken auf den Boden. 

Durch eine Allee radeln wir auf eine Brücke zu. Unten murmelt das Wasser der Vechte durch das Flussbett, oben wiegen sich die Baumkronen in einer sanften Brise und vor uns steht, auf einem Stahlgerüst, eine riesige Leinwand. Genauer gesagt steht sie auf dem Feld am gegenüberliegenden Flussufer.

                                                                                                          

Der Fernradweg Vechtetalroute verläuft entlang beeindruckender alter Gemäuer, charakteristischer Backsteinkirchen mit spitzen Dächern und wehrhafter Burgmauern. Ab Nordhorn begleitet er zudem die kunstwegen-Route und führt an zahlreichen modernen Skulpturen, Gemälden und Landschaftsinstallationen vorbei. Diese sind in der weitläufigen Landschaft mit ihren Wiesen, Wäldern und Mooren verteilt, wodurch oft großartige Kontraste entstehen.

Die Natur als Leinwand

Kunst und Kultur in Begegnung

Zwei große Panoramabilder zeigen eine alte Burgruine und ein modernes Wohnviertel auf einer lang gestreckten Bildfläche von 60 auf 6,5 Meter. In der Mitte lösen sich die Bilder in bunten Kreisen auf, gehen ineinander über und schaffen eine Verbindung zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen alt und neu. Moderne Kunst und alte Geschichte begegnen einem auf der Vechtetalroute ziemlich oft. 

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No Peep Hole

Die große Leinwand mit den Panoramabildern ist übrigens ein Werk des Künstlers Marin Kasimir und hat  den Titel ‚No Peep Hole’. Es ist nur eines von insgesamt über 80 Werken, die entlang der Vechtetalroute zwischen Ohne und Zwolle installiert sind. Kunstwegen heißt das Projekt, das über 40 Jahre hinweg zum europaweit größten Freiluftmuseum für zeitgenössische Kunst geworden ist. Den grenzüberschreitenden Charakter des Projektes bezeugt auch der Name, der aus dem Niederländischen kommt, aber auch auf Deutsch klar zu verstehen ist.

In Schüttorf zieht eine hagere, alte Frau zwei Ziegen über eine Brücke. Doch die Tiere stemmen die Hufe in den Boden und wehren sich vehement. So kommt das Trio keinen Zentimeter vom Fleck. Kein Wunder, es ist ja auch eine Statue, die hier gegenüber vom historischen Rathaus den Brunnen dekoriert. 

Hier treffen wir uns mit unserem Guide. Lambertus Arends kommt mit seinem Fahrrad angesaust, rückt sich die Schiebermütze zurecht und grüßt uns mit markantem Zungenschlag, dem der Einfluss des Plattdeutschen anzumerken ist. Einen qualifizierteren Guide hätten wir kaum finden können. Arends ist gebürtig aus Nordhorn, der größten Stadt an der niedersächsischen Vechtetalroute, und legt im Monat mehr als 1000 Kilometer mit dem Rad zurück. „Wenn mich meine Freunde im Auto sehen würden, würden sie fragen, ob ich krank sei“, sagt er.

Recyceltes im neuen Schein

Die Region im Spiegel der Kunst

Arends radelt jetzt vor. Schon bald kommen wir an eine Wassermühle mit einem großen Teich. Seerosen bewegen sich im sanften Auf und Ab des Wassers. Zwei Angler versuchen ihr Glück. Und die großen Weiden neigen sich ihrem Spiegelbild auf der Wasserfläche zu. Ein schöner Ort zum Verweilen und für eine romantische Rast. Das alte Gemäuer der Mühle kontrastiert auffällig mit den Straßenlaternen am anderen Ufer. Dort stehen 34 Kugelleuchten aus den Achtziger Jahren dicht beisammen. Die Lampen waren vor nicht allzu langer Zeit noch ganz regulär im Schüttorfer Ortszentrum im Dienst, wurden 2015 aber durch energiesparende Modelle ersetzt. Das nutzte der Künstler Marko Lulić, um aus den charakteristischen alten Laternen die Lichtinstallation ‚Lichtung‘ zu entwerfen.  

 

Darstellung externer Inhalte

Grenzen überwinden

Vechtetalroute

Begleiten Sie uns entlang dieser grenzüberschreitenden Fernradroute. Auf einer Länge von insgesamt 223 km radelt man von der Quelle der Vechte im Münsterland bis zur Mündung in den Niederlanden. 

Die Auseinandersetzung mit der Region und ihrer Geschichte und Landschaft ist charakteristisch für die Werke entlang der kunstwegen-Route. Dabei stammen die KünstlerInnen auch aus ganz unterschiedlichen Ecken Deutschlands und der Welt. Auch einige in der Kunstszene weitbekannte Namen haben ihre Spuren an der Vechte hinterlassen. Etwa der dänisch-isländische Designer Ólafur Elíasson, der bei Emlichheim eine Art begehbaren Wirbel aus Bentheimer Sandstein ans Flussufer gesetzt hat, oder die Schweizer Peter Fischli und David Weiss mit einem Pfad durch das Moor bei Bathorn.

Durch Feld und Flur

Angenehme Routenführung

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Von Schüttorf fahren wir über das Gut Brandlecht Richtung Nordwesten. Meist führt der Weg abseits der Straße durch weite Felder, wogende Alleen und an Weiden mit neugierig äugenden Pferden vorbei. Begleitet werden wir vom sanften Gluckern der Vechte und dem Rauschen des Windes in den Blättern. Das macht die Vechtetalroute für Lambertus Arends so schön: „Sie führt stur durch ländliches Gebiet, durch Feld und Flur und nicht an der Hauptstraße. Das macht sie so besonders angenehm zu fahren!“ 

Unsere Route führt durch die Grafschaft Bentheim, die vom Hochmittelalter bis ins 19. Jahrhundert bestand, bevor sie im Landkreis gleichen Namens aufging. Zahlreiche Villen zeugten in Schüttorf vom Boom der neuen Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Damals war die Stadt als Millionärsstadt bekannt. Ganz in der Nähe liegt auch die Burg Bentheim, die mit ihrer neugotischen Fassade ein wenig an das Harry Potter Schloss Hogwarts erinnert. Doch der Umbau aus dem Jahr 1883 täuscht über die lange Geschichte der Burg hinweg, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Sichtbar wird das im mächtig aufragenden Pulverturm, der ursprünglich im Mittelalter errichtet wurde. Wer genau hinschaut, entdeckt aus kriegerischen Zeiten noch einige Kanonenkugeln, die im Gemäuer stecken.

Fahrradfahrer
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Nordhorn ist eine Stadt im Grünen, in der man sehr gut leben kann.
Lambertus Arends, ADFC Fahrrad Guide

Die Nähe zum Nachbarland 

Nach kurzem Zwischenstopp auf Gut Brandlecht mit seiner Ziegelkirche und den Weiden voller Ponys und Pferden geht es weiter nach Nordhorn. Hier öffnet sich der Blick auf einmal und die beschauliche Vechte fließt in einen größeren See. Ein Schilfgürtel säumt Teile des Ufers und alte Bäume stehen Spalier an den Wegen entlang des Vechtesees in Nordhorn. Zeit für ein gemütliches Mittagessen mit Blick aufs Wasser. Auf der in Deutsch und Niederländisch verfassten Speisekarte entscheide ich mich für niederländische Pommes Spezial mit Mayo, Ketchup und Zwiebeln – man merkt schon die Nähe zum Nachbarland.

Nordhorn ist auch die Heimat von Lambertus Arends, der seine Stadt mag, weil „es eine Stadt im Grünen ist und man hier sehr gut leben kann“. Geprägt wird die Silhouette der Altstadt von der großen, achteckigen Augustinuskirche, einem Ziegelbau aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, der mit seiner großen Kuppel und dem abgesetzten Turm ein wenig an italienische Kirchenbaukunst erinnert.  

Die Stadt Nordhorn lässt sich super mit dem Rad erkunden, oder wie man hier sagt, mit der ‚Fietse’. Breite, rot markierte Fahrradwege ziehen sich durch die Stadt und sorgen dafür, dass sich Radfahrer und Autofahrer nicht in die Quere kommen. Mit ihrer Lage in der Mitte der Grafschaft ist Nordhorn auch ein idealer Punkt zum Übernachten auf unserer zweitägigen Tour. Man kann hier am See relaxen, die Kirche besuchen und einige Kunstwerke entdecken. Mal mehr, mal weniger versteckt, stehen an vielen Ecken Skulpturen und Landschaftsinstallationen. Etwa der ‚black garden‘ von Jenny Holzer, gleich gegenüber der Gedenkstätte für die Verfolgten des Nationalsozialismus. Oder ein Ensemble an Skulpturen aus Stahl und Stein vor der Konzerthalle Nordhorns. Es reicht, mit offenem Blick und Neugier durch die Stadt zu spazieren. 

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Besondere Flussüberquerung 

Ran an die Kurbel

Kurz vor der niederländischen Grenze, in Laar, erwartet uns noch ein kleines Highlight. Einmal mehr queren wir die Vechte, diesmal aber nicht auf einer Brücke, sondern auf einer Kurbelfähre. Wir schieben unsere Räder auf die leicht schaukelnde, quadratische Plattform und schließen die Sicherheitspforte hinter uns. Ich greife beherzt an das große Kurbelrad in der Mitte der Plattform und fange an zu drehen. Anfangs bewegt sich das Rad nur schwerfällig, doch dann geht ein kleiner Ruck durch die Plattform und wir legen ab. Die Kurbel ist mit einer Kette verbunden, welche die Fähre auf Kurs hält. Unter dem leisen Quietschen der Kette und dem Plätschern des Flusses erreichen wir das andere Ufer. 

Jetzt ist es nicht mehr weit bis in die Niederlande. Viele Ausblicke und Eindrücke liegen hinter uns. Wir haben den Fahrtwind gespürt, das Tanzen der Sonnenstrahlen in den Alleen gesehen und uns immer wieder von Skulpturen, Installationen und Kunstwerken überraschen lassen. Und dabei die weite Landschaft bewundert, die oft genug selbst zum Gemälde wurde.

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